Donnerstag, 20. Juli 2017

Bildschmerzen

Kürzlich machte ich einen Besuch in der Crona Klinik in Tübingen und stieß in einem stark frequentierten Wartebereich erfreulicherweise auf zwei eindrucksvolle Bilder von Gerda Brodbeck, aus den Jahren 1989, ca. 4 x 4 m groß. Solch sensible und dennoch wuchtige Gemälde erzeugen natürlich Wirkung bei mir und vermitteln mir darüber hinaus etwas Vertrautes in fremder Umgebung.

Beim Nähertreten hätte ich allerdings weinen mögen! Abgesehen von Dellen und Abschürfungen, befanden sich am unteren Rahmen große Risse in der Leinwand. Wozu, fragte ich mich, kauft die Klinik für einen sicherlich recht hohen Betrag wundervolle Kunstwerke und geht dann damit um, als seien es beliebige Einrichtungsgegenstände, die ersetzbar sind? Hätte da nicht auch noch eine kleine Sicherheitsvorrichtung drin sein müssen, um sie vor Beschädigungen durch der Transport der Betten in den Fluren zu schützen? Wann werden die Bilder dermaßen zerstört sein, dass sie womöglich noch auf dem Müll landen? Ein beschädigtes Bild kann seine Wirkung nicht mehr entfalten, da die Schäden sich in den Vordergrund drängen und den Gesamteindruck stören.







Sicherlich, Leib und Leben der Patienten gehen selbstverständlich vor, dennoch frage ich mich, ob die Gleichgültigkeit den Bildern gegenüber nicht auch etwas darüber aussagt, wie mit den Menschen verfahren wird. Ins Krankenhaus geht man in der Regel ja durchaus, weil es Beschädigungen des Körpers gibt, die dort möglichst geheilt werden sollen. Ist es daher für die Heilenden nicht notwendig die Sinne in alle Richtungen zu schärfen, um erfolgreich zu sein? Zu solch einem umfassend geschulten Arzt und ein solches Personal hätte ich bei Weitem mehr Vertrauen. Aber vielleicht sehe ich das zu wenig pragmatisch?

Ich nehme mir jetzt vor die Klinikleitung zu kontaktieren und auf diese Bilder anzusprechen. Vielleicht kann ich ja eine Restaurierung und entsprechenden Schutz anregen. Über das Ergebnis werde ich hier berichten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen