Während ich die Ferienzeit ausgiebig zum Erholen, Erleben und für das süße "Nichtstun" gekostet habe, fand ich endlich die Zeit Eric Fischl's Biografie zu lesen, die schon seit Anfang des Jahres unberührt auf meinem Tisch lag.
Der Titel "Bad Boy" nimmt Bezug auf das Bild, das zur Ikone seiner beginnenden Karriere als Maler geworden ist und damit auf die Bilder, die den amerikanischen Mittelstand, die Gesellschaft der Suburbs mit all ihrer Doppelmoral charakterisieren. Damals muss das eine schockierende Tat gewesen sein, zumal die Kunstwelt jener Jahre jegliche gegenständliche und figurative Malerei ablehnte und ganz auf Konzeptkunst oder den abstrakten Expressionismus ausgerichtet war.
Aber Fischl ist ein Maler durch und durch, der seine Botschaft selber auch lebt. Also nahm er den unbequemen Weg und kämpfte für und um seine Malerei. Es ist spannend zu lesen, wie er von einem jungen Mann, der relativ spät seine Begeisterung für die Malerei entdeckt, zum New Yorker Shooting Star wird und wie sein Stern, aufgrund der politischen Entwicklungen und den damit verbundenen gesellschaftlichen Verstrickungen, schon bald wieder auf "normale" Höhen herabsinkt.
Er beschreibt in seinem Buch seine traumatische Kindheits- und Familiengeschichte, mit denen er sich letztlich, in verallgemeinerter Form, in seinen Bildern auseinandersetzt und die seine künstlerischen Themen sozusagen hervorgebracht haben. Fischl beschreibt die repressive Haltung der gesellschaftlichen Strukturen, beginnend in den 60er Jahren, bis hin zum Anfang des neuen Jahrtausends in Amerika.
Er reflektiert Kunst und den sich verändernden Kunstmarkt, sowie die Wahrnehmung seiner eigenen Position in dieser Kunstwelt. Eric Fischl offenbart die Schwierigkeiten auf seinem Weg eine eigene malerische Sprache für sein Lebensthema zu finden - der Mensch in seinen gesellschaftlichen Zwängen, in seinen psychologischen Beziehungen zu anderen - und lässt uns teilhaben an seinen künstlerischen Experimenten, Entdeckungen und dem Beschreiten für ihn neuer Wege.
Das Buch ist für mich in jeder Hinsicht hochspannend zu lesen gewesen, da ich selbst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts meine ersten Erfahrungen in der Welt des Kunstmarktes in Berlin gewinnen konnte und die im Buch beschriebenen Mechanismen der Kunstwelt, am Rande selbst kennen gelernt habe. Dabei muss ich gestehen, dass ich wohl nie dermaßen vom Ehrgeiz besessen war und auch vom Kunstmarkt nicht so überzeugt wie Meister Fischl, um mich in diese Schlacht stürzen zu wollen. Wie auch immer, jeder muss seinen eigenen Weg finden, um sich und seine Kunst zu leben.
Wer tiefer einsteigen will in die Phänomene des Kunstmachens und des Kunstmarktes findet in diesem Buch auf jeden Fall Antworten, auch auf die Frage, wie heute Kunstgeschichte gemacht wird. Ohne einen Maler wie Eric Fischl hätte es wahrscheinlich keine Berliner Jungen Wilden und keine Neue Leipziger Schule gegeben. Eric Fischl's Werk ist für mich ein Meilenstein der Malerei und seine Bilder bleiben frisch, provokativ und irritierend.
Wer mehr über diesen Ausnahmekünstler erfahren möchte, hier geht es zu einigen Videointerviews:
http://www.ericfischl.com/media/
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