Es wird allerorten viel geschrieben über die Kunst und den Kunstmarkt, mehr oder weniger tendenziös, aber auf die Kunstzeitung möchte ich wirklich nicht verzichten! Die Artikel sind informativ, unabhängig, kritisch, oft erhellend und immer im Sinne der Kunst und nicht im Sinne des Marktes geschrieben. Zwei Dinge, die Künstler*innen und Kunstinteressierte voneinander zu trennen wissen sollten.
Sehr empfehlenswert für alle, die noch daran glauben, dass ein bedeutendes Kunstwerk auch an einem bedeutenden Preis zu erkennen ist, ist das Editorial zur 632 sten Ausgabe der Zeitung, in dem Karl-Heinz Schmid über den Zustand des aktuellen Kunstmarktes berichtet! Hier der direkte Link zu dem Artikel:
http://lindinger-schmid.de/informationsdienst-kunst/
(evtl. auf der Seite etwas weiter herunter scrollen)
Übrigens liegt die aktuelle Ausgabe der Kunstzeitung jeden Monat kostenlos in der Galerie des Tübinger Künstlerbunds, zur Abholung bereit. Ich bin oft am Donnerstagnachmittag, zu den Öffnungszeiten zwischen 15 und 18 Uhr dort anzutreffen und freue mich immer über freundliche und interessierte Besucher unserer Ausstellungen.
Montag, 24. Juli 2017
Donnerstag, 20. Juli 2017
Bildschmerzen
Kürzlich machte ich einen Besuch in der Crona Klinik in Tübingen und stieß in einem stark frequentierten Wartebereich erfreulicherweise auf zwei eindrucksvolle Bilder von Gerda Brodbeck, aus den Jahren 1989, ca. 4 x 4 m groß. Solch sensible und dennoch wuchtige Gemälde erzeugen natürlich Wirkung bei mir und vermitteln mir darüber hinaus etwas Vertrautes in fremder Umgebung.
Beim Nähertreten hätte ich allerdings weinen mögen! Abgesehen von Dellen und Abschürfungen, befanden sich am unteren Rahmen große Risse in der Leinwand. Wozu, fragte ich mich, kauft die Klinik für einen sicherlich recht hohen Betrag wundervolle Kunstwerke und geht dann damit um, als seien es beliebige Einrichtungsgegenstände, die ersetzbar sind? Hätte da nicht auch noch eine kleine Sicherheitsvorrichtung drin sein müssen, um sie vor Beschädigungen durch der Transport der Betten in den Fluren zu schützen? Wann werden die Bilder dermaßen zerstört sein, dass sie womöglich noch auf dem Müll landen? Ein beschädigtes Bild kann seine Wirkung nicht mehr entfalten, da die Schäden sich in den Vordergrund drängen und den Gesamteindruck stören.
Sicherlich, Leib und Leben der Patienten gehen selbstverständlich vor, dennoch frage ich mich, ob die Gleichgültigkeit den Bildern gegenüber nicht auch etwas darüber aussagt, wie mit den Menschen verfahren wird. Ins Krankenhaus geht man in der Regel ja durchaus, weil es Beschädigungen des Körpers gibt, die dort möglichst geheilt werden sollen. Ist es daher für die Heilenden nicht notwendig die Sinne in alle Richtungen zu schärfen, um erfolgreich zu sein? Zu solch einem umfassend geschulten Arzt und ein solches Personal hätte ich bei Weitem mehr Vertrauen. Aber vielleicht sehe ich das zu wenig pragmatisch?
Ich nehme mir jetzt vor die Klinikleitung zu kontaktieren und auf diese Bilder anzusprechen. Vielleicht kann ich ja eine Restaurierung und entsprechenden Schutz anregen. Über das Ergebnis werde ich hier berichten.
Beim Nähertreten hätte ich allerdings weinen mögen! Abgesehen von Dellen und Abschürfungen, befanden sich am unteren Rahmen große Risse in der Leinwand. Wozu, fragte ich mich, kauft die Klinik für einen sicherlich recht hohen Betrag wundervolle Kunstwerke und geht dann damit um, als seien es beliebige Einrichtungsgegenstände, die ersetzbar sind? Hätte da nicht auch noch eine kleine Sicherheitsvorrichtung drin sein müssen, um sie vor Beschädigungen durch der Transport der Betten in den Fluren zu schützen? Wann werden die Bilder dermaßen zerstört sein, dass sie womöglich noch auf dem Müll landen? Ein beschädigtes Bild kann seine Wirkung nicht mehr entfalten, da die Schäden sich in den Vordergrund drängen und den Gesamteindruck stören.
Sicherlich, Leib und Leben der Patienten gehen selbstverständlich vor, dennoch frage ich mich, ob die Gleichgültigkeit den Bildern gegenüber nicht auch etwas darüber aussagt, wie mit den Menschen verfahren wird. Ins Krankenhaus geht man in der Regel ja durchaus, weil es Beschädigungen des Körpers gibt, die dort möglichst geheilt werden sollen. Ist es daher für die Heilenden nicht notwendig die Sinne in alle Richtungen zu schärfen, um erfolgreich zu sein? Zu solch einem umfassend geschulten Arzt und ein solches Personal hätte ich bei Weitem mehr Vertrauen. Aber vielleicht sehe ich das zu wenig pragmatisch?
Ich nehme mir jetzt vor die Klinikleitung zu kontaktieren und auf diese Bilder anzusprechen. Vielleicht kann ich ja eine Restaurierung und entsprechenden Schutz anregen. Über das Ergebnis werde ich hier berichten.
Samstag, 15. Juli 2017
Uncreative Writing
Heute schon wieder! Das Thema, das ich vor wenigen Tagen in meinem Post "Vorbilder" angerissen habe, scheint tatsächlich ziemlich aktuell zu sein. Vorhin hörte ich zufällig im Deutschlandfunk Kultur, in der Sendung Breitband, ein Interview mit dem New Yorker Dichter und Literaturprofessor Kenneth Goldsmith
Letztlich geht es im Kern um den Geniebegriff, an den unsere Kultur doch immer noch so gerne glauben möchte, fast wie an ein religiöses, Mensch gewordenes Wunder. Wenn ich an das Geniale glauben kann, muss der Mensch, also auch ich, doch etwas Besonderes sein, oder?
Aber gerade heute, strömen dermaßen viele und oft ununterscheidbare Ideen und Gedanke auf jeden ein, dass diese Gedanken- und Ideenwelt wie eine große Energie in jedem gespeichert wird. Ich finde mich in vielen Dingen wieder und empfinde mich als Teil des Ganzen. Und ich finde das großartig! Was ich dann selbst damit anfange, was daraus entsteht beruht immer noch auf meinen eigens getroffenen Entscheidungen. Hoffe ich doch ;-)
unter dem Titel: Uncreative Writing, "Eine Hymne an das Plagiat und die Replikation"
Insofern für mich interessant, weil er meine Ansicht, die ich mit dem Satz "Kunst kommt von Kunst" so lapidar definiere, mit reflektierteren Gedanken erweitert. Seine Theorie beschränkt sich zwar auf das Schreiben - und ich finde es bei weitem nicht unkreativ, was er da tut oder lehrt - sie lässt sich aber auch locker auf jede andere Kunstform übertragen.Letztlich geht es im Kern um den Geniebegriff, an den unsere Kultur doch immer noch so gerne glauben möchte, fast wie an ein religiöses, Mensch gewordenes Wunder. Wenn ich an das Geniale glauben kann, muss der Mensch, also auch ich, doch etwas Besonderes sein, oder?
Aber gerade heute, strömen dermaßen viele und oft ununterscheidbare Ideen und Gedanke auf jeden ein, dass diese Gedanken- und Ideenwelt wie eine große Energie in jedem gespeichert wird. Ich finde mich in vielen Dingen wieder und empfinde mich als Teil des Ganzen. Und ich finde das großartig! Was ich dann selbst damit anfange, was daraus entsteht beruht immer noch auf meinen eigens getroffenen Entscheidungen. Hoffe ich doch ;-)
Freitag, 14. Juli 2017
Studie
Ich habe die Ölkreiden wiederentdeckt, was mich dazu animiert damit kleine Studien anzufertigen.
23,5 x 30,5 cm
Donnerstag, 13. Juli 2017
Authentizität
Darum geht es doch beim Malen und Zeichnen, oder? Ich will Bilder machen, die mir etwas über mich und die Welt um mich herum erzählen. Ohne Schnickschnack und Gefälligkeiten. Das ist nicht so einfach, denn schließlich geht es um nichts weniger als die Wahrheit, die ans Licht kommen soll, worin auch immer sie bestehen mag.
Nun ist die Wahrheit, die ich selbst nur ahnen, bzw. interpretieren kann, eben nicht immer schön oder angenehm. Und es scheint von Vorteil zu sein, mir eine gewisse Distanz zu bewahren, um ein halbwegs echtes, authentisches Ergebnis zu bekommen. Bloß keine Selbstverliebtheit! Das fällt nach 40 Jahren Malerei inzwischen schon leichter.
Dabei bleibe ich gerne stur, denn ich will mich dem Bild nicht unterordnen. Ich fechte das Ergebnis so lange aus, bis sich etwas zeigt, dass bis dahin nicht greifbar war, die Bestätigung einer Ahnung vielleicht. Etwas, dass der dargestellte Gegenstand über sich selbst hinaus repräsentiert. Dieser Prozess kann schon mal zwei Jahre dauern, aber Zeit spielt ja nicht wirklich eine Rolle, oder nur insofern, als sie ohne mein bewusstes Zutun wirksam ist. Wie beruhigend.
Mittwoch, 12. Juli 2017
BR2 - Ich bin ein Kopist
Ich höre gerne. Und ich höre sehr gerne Podcasts. Und es ist ein schöner Zufall, dass ich heute den Podcast von BR2 "Nachtstudio" mit dem Titel "Ich bin ein Kopist" entdeckt habe, der auf sehr unterhaltsame und erhellende Weise das Thema aufgreift, dass ich in meinem vorhergehenden Post "Vorbilder" ganz rudimentär aufgegriffen habe.
Hier ist der Link zur Sendung zum Nachhören, ich wünsche viel Vergnügen ;-
Ich bin ein Kopist
Hier ist der Link zur Sendung zum Nachhören, ich wünsche viel Vergnügen ;-
Ich bin ein Kopist
Montag, 10. Juli 2017
Vorbilder
Die Begeisterung für die Kunst hat für mich damit begonnen, dass ich Bilder entdeckt habe, die einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Ich wollte mehr davon, denn eine wunderbare Welt tat sich für mich auf, als ich ungefähr 10 oder 11 Jahre alt war.
Geweckt wurde mein Interesse nicht etwa im Elternhaus oder in der Schule, sondern das Fernsehen war für mich damals das Tor zur Welt. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nahm das Deutsche Fernsehen seinen Bildungsauftrag noch sehr ernst. Es gab, neben Furie und Flipper, moderne Kunst zu sehen, z.B. die automatischen Zeichnungen und Malereien von Wols, ein seitdem von mir verehrter Künstler. Es gab kritisches Theater, Brechts "Kreidekreis", den ich damals zwar kaum verstand, der mich aber intuitiv fesselte und Jazz! Regelmäßig habe ich eingeschaltet, wenn Leonhard Fethers die Größen der amerikanischen Musik vorstellte. Das Fernsehen war die Rettung für mich, denn in meiner Heimatstadt Altena war damals bezüglich Kunst und Kultur Land unter.
Ich will aber eigentlich auf etwas anderes hinaus, auf Vorbilder! Ohne diese Begeisterung für Werke anderer Künstlerinnen und Künstler, können keine eigenen Bilder entstehen.
Oft beginne ich meinen Unterricht mit Besprechungen der Werke berühmter, aber auch wenig bekannter Künstler und bin immer wieder überrascht, dass sich oft mehr oder weniger deutliche Hinweise zu anderen Werken und Künstlern darin finden lassen. Ich denke, so entsteht Kunst, durch Speichern und Übertragen dessen, was den eigenen Vorstellungen nahe kommt, was der Persönlichkeit, dem Temperament und der Absicht einer Künstlerin, eines Künstlers entspricht. Das hat nichts mit Kopieren oder Nachahmen zu tun. Was ich meine, ist eher ein Fortschreiben mit eigenen Mitteln, die Entwicklung eines Konglomerats aus Gesehenem, Gelerntem und Eigenem, woraus sich das Neue ergibt.
Picasso soll sich viele Ideen bei Besuchen in den Ateliers seine Künstlerkollegen geholt haben. Der Begriff "stehlen" trifft es für mich nicht, denn es geht um Inspiration und die ergibt sich oft im Betrachten von Kunstwerken. Ob eine Ausstellung gut ist, messe ich manchmal daran, wie sehr es mich anschließend drängt, selbst im Atelier zu arbeiten. Wenn die Lust, gleich den Stift oder den Pinsel in die Hand zu nehmen, unbändig ist, war es eine hervorragende Ausstellung!
Wer selber malen oder zeichnen will, sollte unbedingt Kunst betrachten. Ohne diese Anregungen ergeben sich kaum Vorstellungen über die Möglichkeiten, die anschließend selbst erfahren und entwickelt werden können. Kunst kommt von Kunst, das Können ergibt sich später.
Mittwoch, 5. Juli 2017
Malerei ist anders als Kunst
Vor einigen Jahren sagte ich einmal zu einem Künstler, dass ich glaube, dass Malerei nichts mit Kunst zu tun hat. Klingt merkwürdig? Ist es aber im Grunde nicht, denn die Malerei hat die Fähigkeit, sich über ihr eigenes Medium selbst darzustellen. Vielleicht vergleichbar mit der Musik, bei der die Töne sich zu einem Ganzen formen und letztlich darüber eine Wirkung erzeugen, die mit nichts vergleichbar ist.
Später war ich erstaunt, dass David Hockney das, was ich mit meinem unbeholfenen Satz meinte, in einem Interview in eigenen Worten ähnlich ausdrückte. Er sagte: "Ich bin Maler. Ich mache Bilder, das ist etwas anderes als Kunst." Ich wusste sofort, was er damit meinte. Bilder transportieren nicht nur die Atmosphäre, oder die Gegenstände, die durch die Malerei sichtbar werden sondern sie präsentieren auch die Malerei selbst. Die Art wie der Pinsel geführt wird, wie die Farben miteinander korrespondieren, wie sich Licht und Schatten bilden, das lässt sich, unabhängig vom Inhalt des Bildes, auch rein sinnlich wahrnehmen und aufnehmen.
Für mich ist die Malerei eine besondere Sprache, deren Worte immer wieder neu formuliert und gesucht werden müssen. Man kann einen Gegenstand mit Bedeutung füllen und ihn z.B. in einer Installation präsentieren, wo er eine bestimmte Geschichte oder Funktion repräsentiert. Auch das ist selbstverständlich eine Art Sprache. Ich empfinde sie allerdings als beliebiger, austauschbarer, auch intellektueller, weil Ideen oder in gewisser Weise manchmal auch Logik im Vordergrund stehen.
Was mir bei solchen "Distanztechniken" fehlt ist die Spur, die die Hand hinterlässt. Die Spur zeigt doch immer einen Ausschnitt von Zeit und gelebtes Leben. Jeder Pinselstrich bedeutet eine sichtbare Entscheidung, die getroffen worden ist. Und aus vielen Entscheidungen, die sich im Malprozesses summieren, formuliert sich das Bild, dass die Wahrnehmung dessen wiedergibt, was der/die Maler*in transportieren möchte. Die Hand, manchmal auch der ganze Körper, ist ganz entscheidend hierfür, es ist das Werkzeug, das die größte Nähe herstellt. Das kann keine Kamera leisten, deren technischen Möglichkeiten u.a. von der Leistung des Apparates abhängig ist.
Es gibt natürlich großartige Fotografien, Videoinstallationen etc. Aber als Kunstform begreife ich die Malerei als ein Medium, dass den Menschen in den Vordergrund stellt auch, wenn das Bild ungegenständlich sein mag. Deshalb bin ich süchtig nach Stiften und Pinseln, sie sind die Schlüssel zu meinen Bildern, die mir meine Existenz beweisen.
Später war ich erstaunt, dass David Hockney das, was ich mit meinem unbeholfenen Satz meinte, in einem Interview in eigenen Worten ähnlich ausdrückte. Er sagte: "Ich bin Maler. Ich mache Bilder, das ist etwas anderes als Kunst." Ich wusste sofort, was er damit meinte. Bilder transportieren nicht nur die Atmosphäre, oder die Gegenstände, die durch die Malerei sichtbar werden sondern sie präsentieren auch die Malerei selbst. Die Art wie der Pinsel geführt wird, wie die Farben miteinander korrespondieren, wie sich Licht und Schatten bilden, das lässt sich, unabhängig vom Inhalt des Bildes, auch rein sinnlich wahrnehmen und aufnehmen.
Für mich ist die Malerei eine besondere Sprache, deren Worte immer wieder neu formuliert und gesucht werden müssen. Man kann einen Gegenstand mit Bedeutung füllen und ihn z.B. in einer Installation präsentieren, wo er eine bestimmte Geschichte oder Funktion repräsentiert. Auch das ist selbstverständlich eine Art Sprache. Ich empfinde sie allerdings als beliebiger, austauschbarer, auch intellektueller, weil Ideen oder in gewisser Weise manchmal auch Logik im Vordergrund stehen.
Was mir bei solchen "Distanztechniken" fehlt ist die Spur, die die Hand hinterlässt. Die Spur zeigt doch immer einen Ausschnitt von Zeit und gelebtes Leben. Jeder Pinselstrich bedeutet eine sichtbare Entscheidung, die getroffen worden ist. Und aus vielen Entscheidungen, die sich im Malprozesses summieren, formuliert sich das Bild, dass die Wahrnehmung dessen wiedergibt, was der/die Maler*in transportieren möchte. Die Hand, manchmal auch der ganze Körper, ist ganz entscheidend hierfür, es ist das Werkzeug, das die größte Nähe herstellt. Das kann keine Kamera leisten, deren technischen Möglichkeiten u.a. von der Leistung des Apparates abhängig ist.
Es gibt natürlich großartige Fotografien, Videoinstallationen etc. Aber als Kunstform begreife ich die Malerei als ein Medium, dass den Menschen in den Vordergrund stellt auch, wenn das Bild ungegenständlich sein mag. Deshalb bin ich süchtig nach Stiften und Pinseln, sie sind die Schlüssel zu meinen Bildern, die mir meine Existenz beweisen.
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