Montag, 10. Juli 2017

Vorbilder

Die Begeisterung für die Kunst hat für mich damit begonnen, dass ich Bilder entdeckt habe, die einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Ich wollte mehr davon, denn eine wunderbare Welt tat sich für mich auf, als ich ungefähr 10 oder 11 Jahre alt war.

Geweckt wurde mein Interesse nicht etwa im Elternhaus oder in der Schule, sondern das Fernsehen war für mich damals das Tor zur Welt. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nahm das Deutsche Fernsehen seinen Bildungsauftrag noch sehr ernst. Es gab, neben Furie und Flipper, moderne Kunst zu sehen, z.B. die automatischen Zeichnungen und Malereien von Wols, ein seitdem von mir verehrter Künstler. Es gab kritisches Theater, Brechts "Kreidekreis", den ich damals zwar kaum verstand, der mich aber intuitiv fesselte und Jazz! Regelmäßig habe ich eingeschaltet, wenn Leonhard Fethers die Größen der amerikanischen Musik vorstellte. Das Fernsehen war die Rettung für mich, denn in meiner Heimatstadt Altena war damals bezüglich Kunst und Kultur Land unter.

Ich will aber eigentlich auf etwas anderes hinaus, auf Vorbilder! Ohne diese Begeisterung für Werke anderer Künstlerinnen und Künstler, können keine eigenen Bilder entstehen.

Oft beginne ich meinen Unterricht mit Besprechungen der Werke berühmter, aber auch wenig bekannter Künstler und bin immer wieder überrascht, dass sich oft mehr oder weniger deutliche Hinweise zu anderen Werken und Künstlern darin finden lassen. Ich denke, so entsteht Kunst, durch Speichern und Übertragen dessen, was den eigenen Vorstellungen nahe kommt, was der Persönlichkeit, dem Temperament und der Absicht einer Künstlerin, eines Künstlers entspricht. Das hat nichts mit Kopieren oder Nachahmen zu tun. Was ich meine, ist eher ein Fortschreiben mit eigenen Mitteln, die Entwicklung eines Konglomerats aus Gesehenem, Gelerntem und Eigenem, woraus sich das Neue ergibt.

Picasso soll sich viele Ideen bei Besuchen in den Ateliers seine Künstlerkollegen geholt haben. Der Begriff "stehlen" trifft es für mich nicht, denn es geht um Inspiration und die ergibt sich oft im Betrachten von Kunstwerken. Ob eine Ausstellung gut ist, messe ich manchmal daran, wie sehr es mich anschließend drängt, selbst im Atelier zu arbeiten. Wenn die Lust, gleich den Stift oder den Pinsel in die Hand zu nehmen, unbändig ist, war es eine hervorragende Ausstellung! 

Wer selber malen oder zeichnen will, sollte unbedingt Kunst betrachten. Ohne diese Anregungen ergeben sich kaum Vorstellungen über die Möglichkeiten, die anschließend selbst erfahren und entwickelt werden können. Kunst kommt von Kunst, das Können ergibt sich später.

Skizze: Licht auf dem Tübinger Stadtfriedhof, Kohlezeichnung, Juli 2017

Kein Vergleich! Vielleicht eine Verbindung....

Caspar David Friedrich




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