Montag, 29. Mai 2017

Fotoreferenzen für eigene Bilder verwenden

Zwar ist das Malen und Zeichnen vor Ort, "Plein Air" sozusagen, wieder sehr im Kommen, die Ideenfindungen der meisten Maler*innen lassen sich aber doch eher von anderen Quellen inspirieren, wobei häufig Fotoreferenzen verwendet werden.

Auch wenn ich in meinem Unterricht, viel Wert darauf lege, anhand von realen Dingen das Sehen zu schulen - Licht und Schatten, Räumlichkeit, etc. - bietet die Arbeit mit Fotovorlagen vielfältigere Möglichkeiten Bildideen realisieren zu können.

Dabei geht es um die Frage, wie weit ich mich von der Bildvorlage lösen kann oder will. Die Herausforderung kann darin bestehen, den Malprozess selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sich von dem Farbauftrag, der Pinselspur treiben und inspirieren zu lassen, Kontrolle und Erwartungen weitgehend abzulegen.

Anlass zu diesen Überlegungen gab heute Morgen die Arbeit einer Kursteilnehmerin, die als Vorlage für ihr Bild aus der vorherigen Woche, eine Abbildung aus einer Zeitung verwendet hat. Damals schien das Ergebnis noch nicht zufriedenstellend gewesen zu sein, weil es sehr wenig Übereinstimmung mit der Fotovorlage gab. Heute, mit dem Abstand von sieben Tagen und ohne das Referenzbild, entstand ein ganz anderer Eindruck. Die Malerei wirkte frisch und eigenständig, die Bildsprache konnte klarer wahrgenommen werden.

Dieses Beispiel passte daher sehr gut zu einer Bildbesprechung zum Thema "Landschaftsmalerei",  wozu ich anhand von Katalogen über den japanischen Maler Kimura, hin zu den Bildern Per Kirkeby's, über Klaus Fußmann's Malerei, meinen ehemaligen Professor an der Universität der Künste Berlin, einen Bogen schlug, um schließlich bei Turner's Aquarellen seiner Reisen entlang des Rheins zu landen.

Ein kleiner Ausschnitt von sehr unterschiedlichen Möglichkeiten der Malerei also. Wobei die erkennbare Landschaft mal mehr, mal weniger deutlich dargestellt ist und die Bilderfindung von der tatsächlich gesehenen Landschaft weit abrücken darf, um der Bildgestaltung und der malerischen Sprache selbst Raum zu geben.

Die Bilder des japanischen Malers Kimura, der lange Zeit in Paris lebte, haben mich während meines Studiums sehr inspiriert. Die Phillips Collection, Washington, D.C. hat 1985, begleitend zu seiner dortigen Ausstellung "Kimura, Paintings and Works on paper 1968 - 1984", einen Katalog herausgegeben. Kimura ist inzwischen gestorben und leider habe ich im Netz nichts weiter über ihn gefunden, weshalb ich davon ausgehe, dass ihn wohl heute niemand mehr kennt.

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